Er war Arzt, dann wurde er Punkrocker – zuletzt wollte er österreichischer Bundespräsident werden. Geklappt hat es nicht. Noch nicht.
Soziologe, Philosoph, Kurator, manchmal auch Künstler: Bruno Latour, der die Welt neu zu verstehen versuchte, hat sich zwischen den Disziplinen bewegt. Am Sonntag ist er 75-jährig gestorben.
In der ARD-Doku «Tod und Spiele» verherrlicht einer der palästinensischen Attentäter die Tötung von jüdischen Sportlern. Für das Exklusivinterview zum Olympia-Attentat von München erhielt er von der Produktionsfirma 2000 Dollar. Aber das ist nicht der einzige Skandal in diesem Zusammenhang.
Der Sommer ist vorbei, und wenn sich die goldene Jahreszeit nicht so golden zeigt, gibt’s Bücher, die in andere Welten führen. In die Bilder von Gustav Klimt zum Beispiel. Oder in ferne Galaxien. Hier eine Auswahl von Titeln, die wir für besonders lesenswert halten.
Eben haben die Chilenen den Entwurf einer kühnen progressiven Verfassung abgelehnt. Guzmáns Dokumentarfilm «Mi país imaginario» wurde von der Realität eingeholt. Aber nicht überholt.
Zu den aktuellen Meldungen aus dem Feuilleton-Ressort.
Pablo Escobars Sohn verarbeitet das Leben seines Vaters in Büchern und Vorträgen. Den Mythos Escobar will er entzaubern – zugleich profitiert er davon.
Sieben Jahre nachdem «Roger gegen Roger» auf Radio 1 abrupt zu Ende gegangen ist, treffen die beiden wieder aufeinander.
Wer sich im Internet bewegt, Filme streamt und sich mit Computerspielen beschäftigt, verbraucht viel Strom. Das wird jetzt zum Problem, auch für die Meinungsfreiheit.
Science-Fiction kennt jeder. Aber Climate-Fiction? Erzählungen rund um die Erderwärmung haben in den letzten Jahren stark zugenommen, in Zürich wird der Cli-Fi jetzt sogar eine Ausstellung gewidmet. Am stärksten ist dabei ein Text, der gar nicht ins Genre gehört.
Sergei Gerasimow harrt in Charkiw aus. In seinem Kriegstagebuch berichtet der ukrainische Schriftsteller über den schrecklichen, auch absurden Alltag in einer Stadt, die bis vor kurzem beschossen wurde.
Aufführungen von «Porgy and Bess» und einer Sinfonie der Afroamerikanerin Florence Price bringen Sinn und Unsinn der Debatte um «Diversity» auf den Punkt. Das Lucerne Festival hat hier mit seinem Sommermotto für eine wichtige Sensibilisierung gesorgt.
Warum ist Diversität so wichtig? «Wir» ist ein Sehnsuchtswort, bei dem es uns sofort warm ums Herz wird. Menschen sind intimst miteinander verbunden, weshalb die Fragen nach unseren Beziehungen so zentral für uns sind. Wir brauchen einander zum Überleben.
Kirill Petrenko und die Berliner Philharmoniker sezieren Mahlers 7. Sinfonie, Dieter Ammann verlangt mit seinem Klavierkonzert «Gran Toccata» Spielern wie Hörern das Äusserste ab – zwei faszinierende Gratwanderungen in Luzern.
Thomas Adès hat für die berühmte Geigerin ein Violinkonzert komponiert, das ganz auf Mutter zugeschnitten ist. Doch bei der Uraufführung spielt das Lucerne Festival Contemporary Orchestra hellhöriger als die Solistin – ein Beleg für die Qualität des neuen Ensembles, das auch bei weiteren Konzerten brilliert.
Der Krieg in der Ukraine verläuft nicht so, wie sich Putin das gedacht hatte. Die Teilmobilmachung zeigt, dass die Ukraine Taktgeberin des Kriegs geworden ist. Und sogar der letzte Verbündete Russlands wendet sich ab.
Die Menschheit kann Grosses vollbringen, ohne dem Grössenwahn zu verfallen. Dazu braucht der Fortschrittsglaube ein ethisches Leitbild.
Der peruanische Schriftsteller und Nobelpreisträger erinnert sich daran, dass er erst spät von dem Philosophen abrückte, der in den fünfziger Jahren den Stalinismus gerechtfertigt hatte.
«Dahmer» könnte das Erfolgreichste sein, was der Streamingdienst je fabriziert hat. Sicher ist es etwas vom Fragwürdigeren. Dass ein schwuler Psychopath auf viel mehr Interesse stösst als ein neuer schwuler Liebesfilm, gibt auch zu denken.
Eine Netflix-Serie und ein Film holen die Kaiserin aus der Mottenkiste, um sie gründlich zu entstauben. Allerdings sehen sich die Kino-Sisi und die Streaming-Sisi überhaupt nicht ähnlich.
Was auf dem Set von «Sparta» passiert ist, weiss man nicht. Aber was in dem Drama über einen Pädophilen passiert, ist klassisch Seidl. Und auch in seinem zweiten neuen Film «Rimini» stapeln sich wieder Leidenschaften der finstersten Art.
Das ZFF feierte die 18. Ausgabe. In seinen Anfängen hat es viele Leute geärgert, inzwischen mögen es alle. Jetzt wäre es an der Zeit, sich wieder unbeliebt zu machen.
Die Schweiz ist ohne einen Kratzer aus dem Krieg gekommen – war das Hans Frölichers Verdienst? Und war das überhaupt ein Verdienst? Der Genfer Regisseur Laurent Nègre hat sich von Thomas Hürlimanns Stück «Der Gesandte» zu einem Spielfilm inspirieren lassen.
Mehr als sechzig Jahre hat sie die amerikanische Countrymusikszene geprägt, jetzt ist Loretta Lynn 90-jährig gestorben.
Er sprengt die Charts, Genres und Rap-Klischees. Seine Stadiontour war in nur sechzehn Minuten ausverkauft. Am Donnerstag tritt der 24-jährige Rapper Apache 207 im Zürcher Hallenstadion auf.
Mit Cristian Măcelaru debütiert beim Tonhalle-Orchester in Zürich ein führender Dirigent der jüngeren Generation. Er ist in seinen Idealen und Vorstellungen wesentlich von David Zinman inspiriert worden.
Die Sängerin und Produzentin aus Island hat ein neues Album herausgebracht. Auf «Fossora» thematisiert sie existenzielle Konflikte und Ängste. Das klingt nicht immer angenehm.
Der Saxofonist und Komponist Klaus Doldinger ist durch seine Stücke für den «Tatort» und den Film «Das Boot» berühmt geworden. Seine Karriere, die er nun in einer Autobiografie schildert, war geprägt durch Erfahrungen im Deutschland der Nachkriegszeit.
Kurtisanen, Waisenkinder, sterbenskranke Frauen: Sie sind auf berühmten Gemälden zu sehen, ihre Geschichten aber sind unbekannt. Die Schwyzer Autorin erzählt und erfindet sie.
Die im Sudan geborene und in Schottland lebende Autorin kennt sich aus im Leben zwischen verschiedenen Welten. Sie bezieht daraus die stärksten Impulse für ihr Schaffen.
Krisen förderten zutage, was im normalen Leben verborgen bleibe, sagt der Schriftsteller Daniel Kehlmann. Schlechte Zeiten seien daher gute Zeiten für die Literatur.
Das Buch war eine unverhohlene Darstellung der katholisch geprägten Schwyzer Gesellschaft und löste einen handfesten Skandal aus. Doch Inglin war selber Teil dieses Milieus, das sein Roman so anschaulich schildert.
Die französische Schriftstellerin hat ein grandioses Werk geschaffen, das gleichermassen poetisch und politisch ist. Sie schreibt über sich, aber ihr Thema sind die seelischen Nöte vieler.
Eine Ausstellung im Kunsthaus Zürich feiert den grossen französischen Bildhauer. Gleichzeitig nimmt ihn die britische Kunsthistorikerin Catherine McCormack ins Visier und gibt ihn zum Abschuss frei. Das macht diese Schau besonders sehenswert.
Das Pariser Musée Jacquemart-André entdeckt einen der bizarrsten Schweizer Künstler und zeigt Darstellungen mit Ungeheuern sowie Varianten des berühmten «Nachtmahrs».
Neue Museen und trendige Wohnhäuser revitalisieren die Industriebrache mit Meeranstoss. Grosszügig bemessener Raum für die Öffentlichkeit sorgt für Durchmischung und Belebung.
Die Berliner Gemäldegalerie feiert den Florentiner Meister. Im Fokus der Ausstellung steht sein Einfluss auf die Entwicklung der gesamten Kunst der Renaissance.
Im Zentrum der einstigen Perlenfischer entstehen gerade wegweisende neue Bauten. Angestossen wurde die Initiative von zwei Frauen des Inselstaats, und Schweizer Architekten sind mit prominenten Werken beteiligt.
Mit «EWS» holt das Zürcher Theater Neumarkt ein Stück Politik-Geschichte auf die Bühne. Eveline Widmer-Schlumpf wird in schillernden Verkörperungen zwischen Realität und Mythos gezeigt.
An einer Pressekonferenz hat der neue Intendant Matthias Pees die künftige Ausrichtung der Berliner Festspiele und des Berliner Theatertreffens erklärt: Es bleibt fast alles beim Alten.
Das Tanzstück «Nachtträume» von Marcos Morau wurde in Zürich uraufgeführt – eine abendfüllende Collage von Traumbildern zu Totalitarismus und Krieg.
Mit seiner neuen Plattform «Achtung, Reichelt!» erreicht Julian Reichelt Hunderttausende Zuschauer und versetzt damit viele in Aufruhr. Der Medienredaktor Lucien Scherrer erzählt im Podcast von seinem Besuch beim ehemaligen Chefredaktor der «Bild».
Richard David Precht und Harald Welzer gehören beinahe zum Inventar von deutschen Talkshows, stehen wegen ihrer Haltung zum Ukraine-Krieg jedoch in der Kritik. Jetzt halten sie den Medien den Spiegel vor – und offenbaren ein seltsames Medien- und Demokratieverständnis.
Er war «Ali», «Hans Esser» und «Kwami Ogonno»: Unter falschen Namen und Identitäten hat der Journalist und Autor Günter Wallraff der deutschen Gesellschaft Dinge gezeigt, die diese lieber nicht gesehen hätte. Mit fragwürdigen Methoden.
Die Fällung eines uralten Baumes im Himalaja wurde für Sonja Feldmeier zum Schlüsselerlebnis für Bilder, die psychedelische Zustände hervorrufen können.
Die neue Trägerin des grossen Schweizer Theaterpreises will weniger Triggerwarnungen und Untergangsängste an den Schauspielhäusern, dafür mehr Biss und Engagement für die Jugend.
Der grosse Shakespeare-Spezialist Kenneth Branagh spielt den geschassten britischen Ex-Premier. Das Ergebnis? Zum Heulen komisch.
News und Wissenswertes über das Basler Kulturleben.
In Göttingen geht ein Vergewaltiger um – aber ist er auch der Mörder einer aktivistischen Studentin? Lindholm und Schmitz recherchieren im «Tatort» gegeneinander an.
Nachrichten, Personalien und Fundstücke aus der realen und digitalen Welt der Kultur. Rund um die Uhr aktualisiert.
Der französische Soziologe Bruno Latour hat gezeigt, wie stark winzige Mikroben und alltägliche Technologien die Gesellschaft verändern. Sein ökologisches Denken weist in die Zukunft. Jetzt ist er in Paris gestorben.
Für Zehntausende Buben und Mädchen, die den Massenmord überlebt hatten, begann 1945 ein neuer Kampf: jener um die eigenen Erinnerungen und die eigene Identität. Ein Sachbuch erzählt davon.
Es gibt Leute, die gross angeben, indem sie viele Fremdwörter verwenden. Dagegen gibt es ein Mittel: dieses Quiz.
Die Basler Architektin Yvonne Rösch-Rütsche schafft einen Ort fernab vom Alltag.
Der aktivistische Kurs der neuen Intendanten kommt beim Publikum schlecht an. Nun klagen auch Schauspieler: Wer eine abweichende Meinung äussert, werde ausgegrenzt. Was läuft schief am prestigeträchtigen Theater?
Im neuen Buch des Philosophen findet sich viel Aufschlussreiches über die Medienszene – und ein bisschen auch die Geschichte einer enttäuschten Liebe.
«Star Wars», «The Lord of the Rings», «Harry Potter»: Jetzt erzählen Serien ständig Vorgeschichten.
Der Kannibale Jeffrey Dahmer war so berüchtigt wie berühmt. Jetzt hat der Streamingdienst ihm eine Serie gewidmet – und die hat ein echtes Problem.
Exorzismus in Wien – da kommt selbst das herrliche Kommissarenduo an die Grenzen. Und der Film sowieso.
Die französische Schriftstellerin wurde mit dem wichtigsten Preis der Literatur ausgezeichnet. Sie verwandelt ihren Stoff reflektiert und skrupulös in dichte Prosa. Kein Wort ist zu viel. Eine Würdigung.
Michael Mann gibt seinem Kultfilm «Heat» nach 27 Jahren ein Sequel. «Heat 2», zusammen mit der Krimiautorin Meg Gardiner geschrieben, ist gleichzeitig Vorgeschichte und Fortsetzung.
Wer früh vorgelesen bekommt, bleibt dem Buch auch später treu, erklärt Kerstin Binggeli, Leiterin der Kinderbuchabteilung. Fünf Lektüren, die ihre Kolleginnen besonders mögen.
Bloss fünf Prozent der Autorinnen und Autoren können vom Verkauf ihrer Bücher leben. Eine neue Studie zeigt, wie sehr sie sich dem Markt anpassen müssen.
Die isländische Ausnahmemusikerin hat für ihr neues Album Instrumente vergraben lassen. Inhaltlich geht es viel um Pilze.
Die Wiener Indie-Rocker von Wanda haben ein neues Album – es erscheint nur Tage nach dem Tod ihres Keyboarders.
Er ist zurück bei der Castingshow «Deutschland sucht den Superstar» und tritt in Zürich auf. Hier nimmt Bohlen zu seiner Absetzung Stellung und verrät, wieso er erwägt, in die Schweiz zu ziehen.
Keine Band hat die Verhältnisse ihrer Zeit so treffend brutal vertont wie diese Punks. Darum verbrannten sie auch so schnell, wie die Miniserie von Danny Boyle zeigt.
Der schwedische Filmprovokateur über grausige Szenen, Karl Marx und nette russische Reiche.
Thilda (8) hat sich den neuesten Räuber-Hotzenplotz-Film im Kino angeschaut und sagt, wie er ihr gefallen hat.
Die Schweizer Schauspielerin hat der Bond-Reihe zum Erfolg verholfen. Doch dafür erhält sie von der Produzentenfamilie kaum Anerkennung, wie sie in einem neuen Interview sagt.
Revolution in der Käsediktatur: Die Premiere des Schweizer Trash-Films «Mad Heidi» war ein Gaudi.
Am Donnerstag spielt das Kammerorchester Basel zusammen mit Igor Levit im Stadtcasino. Ein programmatischer Coup – und das trotz der geringen Subventionierung des Orchesters.
Die Münchner Philharmoniker und die Pianistin Anastasia Voltchok sind zu Gast bei der Allgemeinen Musikgesellschaft. Am Dirigentenpult steht der junge Israeli Lahav Shani.
Am Opernhaus Zürich geht das Wagner-Grossprojekt «Der Ring des Nibelungen» mit der «Walküre» in die zweite Runde.
Ist es noch opportun, Musik von russischen Komponisten zu spielen angesichts der Weltlage? Hans-Georg Hofmann, künstlerischer Direktor des Orchesters, sagt Ja und erklärt, warum.
Kurt Meier feiert mit einer zweitägigen Ausstellung den 77. Geburtstag in seiner ehemaligen Druckerei. Warum es sich lohnt, hinzugehen.
Raphael Selig führt das Antiquitätengeschäft «Antiquités Ségal & Selig» seines Grossonkels in sechster Generation. Im Gespräch verrät er, was es braucht, um die richtigen Objekte zu kaufen.
Liesl Raff hat sich der objekthaften Malerei verschrieben. Statt Leinwand verwendet sie Materialien, die verschiedene Assoziationen auslösen. Doch geht es ihr einzig um Malerei.
Alles, was er in Bewegung versetzen konnte, gefiel ihm. Der Basler Künstler wurde mit seinen Maschinenkonstruktionen weltberühmt. Wir zeigen ihn in seiner Küche.
Herbert Fritsch zeigt in seiner Inszenierung, wie sich ein Teenie zur erwachsenen Frau entwickelt und sich aus der ihr zugewiesenen Rolle nur mühsam befreit. Durchaus modern.
20 Prozent weniger Abonnements als vor der Pandemie hat das Theater Basel. Von Wien über Hamburg bis Zürich klagt man. Was ist da los?
Es sei unhaltbar, dass der beschuldigte Probenleiter bei Bühnen Bern im Haus bleiben könne, sagt Salva Leutenegger vom Berufsverband für Darstellende Künste.
Christoph Marthaler inszeniert am Theater Basel den «Freischütz» von Carl Maria von Weber und gibt damit auch ein politisches Statement ab.